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Schnelle Hilfe für Augentropfen

Gipsy hat eine leichte Binde- bzw. Hornhautentzündung. Das ist nicht übermäßig tragisch, da es sich schnell und zuverlässig behandeln lässt.
Es bedeutet allerdings, dass sie nun für mindestens eine Woche Augentropfen bekommen muss. Zwei verschiedene Tropfen, je dreimal täglich mit einem Abstand von mindestens 20 Minuten. Das heißt, sechs mal am Tag muss ich ihr die nächste Woche Flüssigkeiten ins Auge tropfen.

Einge von euch werden sich jetzt wahrscheinlich bei dem Gedanken erwischen, dass ihre Katze nach spätestens zwei Tagen unter dem Bett sitzen und nicht mehr vorkommen würde. Oder dass sie drei Leute festhalten müssten, weil sie wild um sich schlägt.
Es ist tatsächlich eine große Gefahr bei solchen Maßnahmen, dass die Katze immer mehr ausweicht und sich wehrt. Vom Vertrauensverlust ganz zu schweigen.
Jetzt müssen die Tropfen aber nunmal rein, sechs mal am Tag. Und das ist einfach unangenehm, daran kann ich wenig ändern. Vorher trainieren ist schwierig, denn wer tropft seiner Katze schon ohne Not irgendwas ins Auge – künstliche Tränenflüssigkeit wäre vielleicht denkbar – und jetzt ist wenig Zeit darauf zu warten, dass der kleine Tiger sich kooperationsbereit zeigt.

Also doch Jagen, Packen, Festhalten, Zwingen? Ganz so schlimm muss es nicht ablaufen. Denn auch Kleinigkeiten können eine große Wirkung haben. Deswegen will ich ein paar einfache Maßnahmen mit euch teilen, mit denen ich derzeit bei Gipsy dafür sorge, dass das ganze Prozedere so stressarm wie möglich bleibt.

Training
Wie gesagt, das Augentropfen geben zu trainierne ist etwas schwierig. Gipsy kennt es aber immerhin schonmal, dass ich an ihrem Auge rumhantiere und es untersuche. Das haben wir geübt. Übrigens haben wir genau damit die Entzündung überhaupt erst entdeckt. Auch immer hilfreich: Ein Entspannungssignal.

Keine Flasche, keine Gefahr
Wenn ich vorhabe Gipsy ihre Tropfen zu verabreichen, stelle ich immer grundsätzlich vorher die Flasche mit den Augentropfen bereit. Und zwar so, dass Gipsy es sieht. Das klingt vielleicht erstmal wenig hilfreich, denn damit hat sie ja Zeit sich schon vorher reinzustressen oder wegzulaufen. Aber: Es bedeutet auch, wenn keine Flasche zu sehen ist, besteht keine Gefahr für Augentropfen. Das wirkt einem Vertrauensverlust entgegen. Frauchen ist nur mit der blöden Flasche doof. Ohne ist alles wie immer.

Flasche kann auch Schönes bedeuten
Andererseits hole ich die Flasche auch manchmal vor, ohne dass es Zeit für die Tropfen ist. Dann passieren aber grundsätzlich super tolle Dinge, wie Kuscheln, Spielen, Futter jagen etc. Das widerum wirkt der Gefahr entgegen, dass Gipsy sofort die Flucht ergreift, wenn sie die Flasche sieht.

Zusammegefasst:
Keine Flasche -> keine Gefahr
Flasche -> entweder die doofen Augentropfen, oder was richtig, richtig Tolles

Sanft, aber beherzt
Wenn ich ihr die Augentropfen dann tatsächlich gebe, dann tue ich das zwar sanft und möglichst entspannt, aber doch beherzt und so zügig wie möglich. Ich hebe Gipsy mit Ankündigung hoch, setze sie zwischen meine Beine, halte sanft ihren Kopf fest, schiebe die Augenlider auf – die zwickt sie gerne zusammen. Sie weiß ja, was kommt – und verabreiche ihr die Tropfen.
Hinweis nebenbei: Bitte stützt die Hand, die die Tropfen hält, immer leicht am Kopf eurer Katze ab, so dass das Fläschchen etwa 1-2 cm über dem Auge schwebt. Es kann immer sein, dass eure Katze plötzlich den Kopf hochreißt. Das Abstützen verhindert, dass ihr dabei aus Versehen mit dem Fläschchen ans Auge kommt, da die Bewegung eurer Katze eure Hand mitnimmt.

Erste Beruhigen, dann Gehen
Ich bin normalerweise kein Freund davon Katzen gegen ihren Willen festzuhalten. Nach den Augentropfen tue ich das aber tatsächlich und zwar solange, bis Gipsy sich wieder beruhigt hat. Ich halte sie nach dem Verabreichen der Tropfe einfach noch ein bis zwei Minuten sanft fest – inzwischen versteckt sie dabei das Köpfchen schon in meiner Armbeuge – und streichel sie so lange beruhigend, bis sie sich wieder einigermaßen entspannt hat. Erkennen kann ich das ganz gut daran, dass sie wieder anfängt das Streicheln aktiv zu genießen oder daran, dass sie wieder Leckerchen annimmt.
Ich will einfach, dass sie die Situation mit einem möglichst entspannten, positiven letzten Eindruck wieder verläßt.

Belohnung
Nach den Tropfen folgt natürlich eine ganz tolle Belohnung. Streicheln oder Leckerli, ein Spiel, ein Baldriankissen oder was auch immer die Katze mag.
Mein Ziel ist, dass Gipsy nach jeder Behandlung, wenn ich sie wieder loslasse, freiwillig bei mir bleibt. Bei uns heißt das meistens, dass sie auf ein Futterstück lauern und es dann jagen darf. Da ist der Schreck von gerade meistens sofort wieder völlig vergessen.

Schöne Dinge
Gerade wenn ich meine Katze so häufig jeden Tag so gemein ärgern muss, achte ich nochmal besonders darauf, dass wir zwischendurch auch viele schöne Momente zusammen haben. Das muss gar nichts Großes sein. Oft ist es nur ein kurzes Kopf- oder Kinnkraulen im Vorbeigehen, oder ein Futterstück jagen oder eine freundliche Ansprache. Dinge, die nur ein paar Sekunden dauern, dafür aber immer und immer wieder über den ganzen Tag verteilt.

Es sind meistens gar keine großen und aufwändigen Dinge, die den entscheidenden Unterschied machen. Es muss nicht immer das wochenlange Training sein – obwohl das natürlich nie schadet. Gerade bei akuten Erkrankungen lässt es sich oft nicht verhindern, dass doofe Dinge nunmal sein müssen. Wir können aber viel dafür tun, dass diese doofen Dinge ein großes Stück weniger doof werden und vor allem unsere Beziehung zu unseren Katzen darüber hinaus nicht unnötig belasten.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

Das Kooperationssignal

Und weiter geht es in der Reihe nützlicher Signale, diesmal mit dem Kooperationssignal. Dieses  Signal ermöglicht es eurer Katze zu „sagen“, dass ihr gerade etwas zu viel wird. Nützlich ist das besonders im Medical Training, wenn ihr potenziell unangenehme Manipluationen an eurer Katze vornehmen müsst.

Natürlich kommunizieren Katzen auch ohne ein extra antrainiertes Signal, wenn ihnen etwas nicht gefällt, durch Drehen der Ohren oder des Kopfes, Schlagen des Schwanzen, Weggehen oder im Extremfall auch Fauchen und Pfotenschläge – wenn alles andere nicht hilft. Gerade beim Medical Training, aber auch beim Streicheln abends vor dem Fernseher, kann es aber schnell passieren, dass ihr abgelenkt seid und die subtileren Signale eurer Katze überseht. Dann kann ein Kooperationssignal eine große Hilfe sein.

Ich unterscheide gerne zwischen zwei Arten von Kooperationssignalen, die auch unterschiedlich aufgebaut werden, einem positiven und einem negative Kooperationssignal. Positiv und negativ hat dabei nichts mit gut und schlecht oder Belohnung und Strafe zu tun, sondern damit, ob eure Katze aktiv signalisiert, dass sie jetzt bereit ist zu kooperieren (positives Signal) oder ob sie euch wissen lässt, dass sie ihr jetzt zu viel wird und sie möchte, dass ihr aufhört (negatives Signal).

 

Positives Kooperationssignal

Das positive Kooperationssignal eignet sich besonders gut für den Einsatz im Medical Training. Die Idee ist, das eure Katze aktiv etwas tut um zu signalisieren, dass sie mit der Manipulation einverstanden ist. Ihr könnt ihr dafür zum Beispiel beibringen, ihren Kopf in eure Handfläche zu legen. Solange sie den Kopf liegen lässt, dürft ihr weitermachen und z.B. eine Salbe auftragen. Sobald eure Katze den Kopf hebt, möchte sie das ihr aufhört.

Der Aufbau dieses positiven Kooperationssignals funktioniert folgendermaßen:

Schritt 1: Ihr überlegt euch ein Verhalten und ein dazu passendes Signal, zum Beipiel „Kinn“ für das Auflegen des Kinns in eure Hand. Dieses Signal trainiert ihr, so wie ihr jeden anderen Trick über Locken oder Shapen (mehr dazu gerne in einem anderen Beitrag) bis eure Katze ihn zuverlässig kann.

Schritt 2: Als nächstes arbeitet ihr an der Zeitdauer des Verhaltens. Ihr zögert also die Belohnung nach und nach immer weiter raus, damit eure Katze lernt das Kinn zuverlässig längere Zeit auf eurer Hand liegen zu lassen. Belohnt dabei immer schön hochwertig, denn die Belohnung muss später mit möglicherweise unangenehmen bis sogar schmerzhaften Manipulationen konkurrieren.

Schritt 3: Ihr fangt langsam und in kleinen Schritte an, eure Katze zu berühren, streicheln, manipulieren, während sie den Kopf in eurer Hand liegen hat. Geht dabei sehr, sehr kleinschrittig vor und belohnt eure Katze immer wieder dafür, dass sie so brav mitmacht.

Jetzt kommt der entscheidende Teil: Sollte eure Katze während der Manipulation den Kopf heben, hört ihr sofort damit auf. Das war das Signal eurer Katze, dass es ihr gerade zu viel wird.

Lasst eurer Katze ein oder zwei Sekunden Zeit, dann fragt ihr das wieder euer Kooperationssignal „Kinn“ ab und belohnt sie erstmal ohne weitere Manipulationen. Danach übt ihr weiter.

Euer Ziel sollte immer sein, dass eure Katze ihren Kopf nicht anhebt, weil ihr so vorsichtig und kleinschrittig vorgeht, dass alles, was ihr tut, für eure Katze noch okay ist. Betrachtet das Kopfheben als „Notstop“ für den Fall, dass ihr doch mal zu weit geht.

 

Negatives Kooperationssignal

Das negative Kooperationssignal ist z.B. dann hilfreich, wenn ihr eure Katze gerne abends beim lesen oder fernsehen streichelt und manchmal nicht mitbekommt, dass sie jetzt keine Lust mehr hat. Eure Katze soll dann aktiv etwas tun um euch zu sagen: „Bitte hör auf.“

Der Aufbau ist ein ganzes Stück einfacher als beim positiven Kooperationssignal:

Überlegt euch ein Verhalten, dass eure Katze hin und wieder von selbst zeigt, z.B. ein kurzes Schlecken über die Pfote. Ab jetzt achtet ihr, z.B. beim Streicheln, immer darauf, ob sie dieses Verhalten zeigt und reagiert darauf. Schleckt sie sich also beim gemeinsamen Kuscheln über die Pfote, sagt ihr ein Signal, das ihr euch vorher überlegt habt, z.B. „Pause“ und nehmt eure Hände weg.

Natürlich hat eure Katze sich nicht über die Pfote geschleckt, damit ihr mit dem Streicheln aufhört, sondern weil sie sich eben über die Pfote schlecken wollte. Deswegen bietet ihr eurer Katze sofort wieder Streicheleinheiten an: Haltet ihr die Hand hin und wenn sie darauf eingeht und z.B. ihren Kopf daran reibt, streichelt ihr ganz normal weiter. Tut sie das nicht, wird sie auch nicht mehr gestreichelt.

Das tut ihr ab jetzt immer, wenn sich eure Katze beim Streicheln über die Pfote schleckt.

Mit der Zeit wird eure Katze verstehen, dass sie euch durch Schlecken über die Pfote dazu bewegen kann mit dem Streicheln aufzuhören. Ihr habt ihr damit (buchstäblich) ein Signal an die Pfote geben mit dem sie euch signalisieren kann: „Hör bitte damit auf.“ Diese Bitte solltet ihr dann natürlich auch respektieren.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

Das Ankündigungssignal

Willkommen im Felipaws-Blog.
Hier möchte ich in unregelmäßigen Abständen über Katzenverhalten, Training und Beschäftigung von Katzen informieren und einige Tipps für einen entspannten Katzenalltag geben.

Den Anfang macht ein Trainingswerkzeug, das mit sehr am Herzen liegt, weil es so einfach wie effektiv ist: Das Ankündigungssignal.

Das Ankündigungssignal ist, wie der Name schon sagt, ein Signal, das der Katze ankündigt, was gleich passieren wird. Meistens verwendet man dazu ein Wort, aber auch ein Handzeichen, eine Berührung oder sogar ein Geruch sind prinzipiell denkbar.

Ich sage zum Beispiel jedes Mal „hoch“, bevor ich Gipsy hochhebe.

Gipsy muss daraufhin selbst gar nichts tun. Es ist für sie einfach eine Information, was gleich passiern wird. Damit sie diese Information erstmal verarbeiten kann, gebe ich das Signal immer ca. 2 Sekunden, bevor ich sie tatsächlich hochhebe.

Bei Elanor gehe ich etwas anders vor. Ich spreche sie an und lege ihr schonmal die Hand um die Brust. Danach halte ich aber noch 1-2 Sekunden inne, bevor ich sie tatsächlich hochhebe. Auch das ist ein Ankündigungssignal. Das Innehalten gibt ihr Zeit, sich darauf vorzubereiten, dass sie gleich den Boden unter den Pfoten verlieren wird. Es gibt ihr außerdem Zeit mir zu signalisieren, wenn sie gerade lieber nicht hochgehoben werden möchte, etwa weil sie Schmerzen hat.

Der große Vorteil des Ankündigungssignals für die Katze ist eine Erwartungssicherheit, d.h. sie kann sich darauf einstellen, was gleich passieren wird, und erschrickt nicht oder fühlt sich überrumpelt.

Wenn man ein Ankündigungssignal konsequent immer gibt, gerade bei Dingen, die für die Katze eher unangenehm sind, hat es noch einen zweiten Vorteil: Die Katze weiß dann nicht nur, wann etwas passieren wird, sondern auch, wann es nicht passiert.

Habe ich z.B. eine Katze, der ich regelmäßig Tabletten eingeben muss, weiß sie dank des Ankündigungssignals, etwa „Tablette“, wann es wieder soweit ist. Zu allen anderen Zeiten kann sie entspannt meine Streicheleinheiten genießen ohne jedesmal in Alarmbereitschaft zu verfallen, wenn ich mich ihr nähere. Eine große Erleichterung für die Katze-Mensch-Beziehung.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.