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Autor: Felipaws

Katze an der Leine?

Katzen, die an der Leine spazieren gehen, sind ein eher ungewöhnlicher Anblick und werden oft skeptisch betrachtet.

Natürlich ersetzt ein Spaziergang an der Leine keinen Freigang. Es gibt aber Situationen, in denen Freigang einfach nicht möglich ist. Zum Beispiel, weil ihr in einer verkehrsreichen Gegend wohnt und der Garten – wenn vorhanden – nicht katzensicher eingezäunt werden kann. Oder weil die Katze krank oder verletzt ist und deswegen vorübergehend oder auch langfristig nicht mehr ungesichert streunen gehen darf. In diesen Fällen können Leinenspaziergänge durchaus eine Bereicherung im Leben eurer Katze sein, wenn ihr einige Punkte beachtet:

Als erstes solltet ihr euch überlegen, ob Leinenspaziergänge für eure eigene Katze grundsätzlich geeignet sind. Sehr schreckhafte oder besonders lebhafte und draufgängerische Katzen sind möglicherweise schnell gestresst bzw. durch die Einschränkung frustriert. Im Zweifelsfall geht ihr bitte besonders langsam vor und probiert vorsichtig aus, ob eure Katze Spaß an solchen Ausflügen hat. Wenn nicht, lasst es lieber sein und bietet ihr andere Beschäftigungen an.

Grundsätzlich muss jede Katze langsam in kleinen Schritten an Geschirr und Leine gewöhnt werden. Das heißt, dass sie das Geschirr zuerst kennenlernen darf, das Anziehen übt, sich daran gewöhnt es (unter Aufsicht!) immer mal wieder in der Wohnung zu tragen und sich auch dort erstmal an die Einschränkung durch und das Gewicht der Leine gewöhnt. Wichtig ist bei jedem Schritt, dass die Katze entspannt bleibt. Zeigt sie Anzeichen von Stress oder versucht sie gar sich aus den Geschirr zu winden, seid ihr beim Training zu schnell vorgegangen. Dann geht ihr bitte wieder einige Schritte zurück und setzt neu an.

Wenn das Laufen an der Leine in der Wohnung gut klappt, kann es das erste Mal nach draußen gehen. Das Training ist damit aber nicht beendet, sondern geht erst richtig los. Auch draußen heißt das Motto: Langsam und in kleinen Schritten. Das heißt, ihr achtet darauf erstmal in ruhigen Gegenden bzw. zu ruhigen Zeiten unterwegs zu sein. Ist ein eigener Garten vorhanden, bietet sich der für erste Erkundungstouren an. Haltet die ersten Ausflüge bitte auch kurz. Gerade auf Katzen, die noch nie draußen waren, strömen wahnsinnig viele neue Eindrücke ein, die erstmal verarbeitet werden wollen. Nach und nach könnt ihr Radius und Länge der Ausflüge dann erweitern und neue Gebiete gemeinsam erkunden. Auch hier gilt wieder: Die Katze sollte immer entspannt bleiben.

Um das sicherzustellen gilt: Die Aufmerksamkeit ist den kompletten Spaziergang mit einem Auge bei der Katze und dem anderen in der Umgebung. Nur so könnt ihr rechtzeitig erkennen, wenn euer kleiner Tiger überfordert ist oder wenn sich ein Stressor bzw. eine Gefahr nähert, wie ein fremder Mensch, ein Hund, ein Auto oder eine andere Katze.

Für solche Situationen empfiehlt es sich, gerade bei weiteren Ausflügen, einen mobilen Rückzugsort dabei zu haben. Das kann ein Transportkorb oder eine Tasche sein. Eventuell fühlt sich eure Katze auch auf eurem Arm sicher. Wichtig ist, dass sie diesen Ort bereits vorher als sicheren Ort kennengelernt hat und die Möglichkeit hat, bei Gefahr – auch wenn diese Gefahr nur in den Augen der Katze besteht – schnell dorthin zu flüchten.
Wenn die Katze es kennt und akzeptiert, kann der mobile Rückzugsort natürlich auch dazu benutzt werden, die Katze ein Stück zu tragen.

Eine weitere wichtige Regel: Die Katze bestimmt den Weg und auch die Geschwindigkeit. Die wenigsten Katzen werden bereit sein mehrere Kilometer brav an der Leine neben ihren Besitzern herzulaufen. Katzen wollen erkunden, beobachten, und auch mal eine Weile sitzen bleiben. Und wenn die Katze der Meinung ist, dass sie dieselben 200m Weg fünfmal ablaufen und jeden Grashalm beschnuppern muss, dann lauft ihr  einfach fünfmal mit. Das mag anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber wenn ihr euch darauf einlasst, könnt ihr gemeinsam tolle Dinge entdecken und euch einfach mal von eurer Katze ihre Welt zeigen lassen.

Trotzdem ist es sinnvoll, wenn eure Katze einige Signal kennt. Für mich gehören dazu mindestens ein Stoppsignal und ein Richtungswechselsignal. Das Stoppsignal sagt eurer Katze, dass es in eine bestimmte Richtung jetzt nicht weitergeht. Zum Beispiel, weil ihr nunmal nicht einfach mit ihr durch den Nachbargarten spazieren könnt oder schlicht zu groß seid, um durch ein dichtes Gestrüpp zu kriechen. Das Signal zum Richtungswechsel ist ein Angebot an die Katze, doch lieber eine andere Richtung einzuschlagen. Es ist zum Beispiel hilfreich, wenn die Katze auf die Hauptverkehrsstraße zusteuert oder das Grundstück mit dem Katzen jagenden Nachbarshund. Oder wenn es langsam Zeit wird wieder nach Hause zurückzukehren.

Wenn ihr diese Punkte beachtet, gewissenhaft trainiert und die Bedürfnisse eurer Katze im Auge behaltet, können Leinenspaziergänge für eure Katzen eine echte Bereicherung darstellen.

Bevor ihr dieses Abenteuer angeht, aber noch eine Warnung: Hat sich eure Katze erstmal an die gemeinsamen Ausflüge gewöhnt, wird sie diese wahrscheinlich einfordern. Deswegen überlegt euch vorher, ob ihr auch bereit seid ihr diese Angebot langfristig und regelmäßig anzubieten.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

Das Ankündigungssignal

Willkommen im Felipaws-Blog.
Hier möchte ich in unregelmäßigen Abständen über Katzenverhalten, Training und Beschäftigung von Katzen informieren und einige Tipps für einen entspannten Katzenalltag geben.

Den Anfang macht ein Trainingswerkzeug, das mit sehr am Herzen liegt, weil es so einfach wie effektiv ist: Das Ankündigungssignal.

Das Ankündigungssignal ist, wie der Name schon sagt, ein Signal, das der Katze ankündigt, was gleich passieren wird. Meistens verwendet man dazu ein Wort, aber auch ein Handzeichen, eine Berührung oder sogar ein Geruch sind prinzipiell denkbar.

Ich sage zum Beispiel jedes Mal „hoch“, bevor ich Gipsy hochhebe.

Gipsy muss daraufhin selbst gar nichts tun. Es ist für sie einfach eine Information, was gleich passiern wird. Damit sie diese Information erstmal verarbeiten kann, gebe ich das Signal immer ca. 2 Sekunden, bevor ich sie tatsächlich hochhebe.

Bei Elanor gehe ich etwas anders vor. Ich spreche sie an und lege ihr schonmal die Hand um die Brust. Danach halte ich aber noch 1-2 Sekunden inne, bevor ich sie tatsächlich hochhebe. Auch das ist ein Ankündigungssignal. Das Innehalten gibt ihr Zeit, sich darauf vorzubereiten, dass sie gleich den Boden unter den Pfoten verlieren wird. Es gibt ihr außerdem Zeit mir zu signalisieren, wenn sie gerade lieber nicht hochgehoben werden möchte, etwa weil sie Schmerzen hat.

Der große Vorteil des Ankündigungssignals für die Katze ist eine Erwartungssicherheit, d.h. sie kann sich darauf einstellen, was gleich passieren wird, und erschrickt nicht oder fühlt sich überrumpelt.

Wenn man ein Ankündigungssignal konsequent immer gibt, gerade bei Dingen, die für die Katze eher unangenehm sind, hat es noch einen zweiten Vorteil: Die Katze weiß dann nicht nur, wann etwas passieren wird, sondern auch, wann es nicht passiert.

Habe ich z.B. eine Katze, der ich regelmäßig Tabletten eingeben muss, weiß sie dank des Ankündigungssignals, etwa „Tablette“, wann es wieder soweit ist. Zu allen anderen Zeiten kann sie entspannt meine Streicheleinheiten genießen ohne jedesmal in Alarmbereitschaft zu verfallen, wenn ich mich ihr nähere. Eine große Erleichterung für die Katze-Mensch-Beziehung.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.